Der Prometheus-Fonds – ein junger Mann erzählt

Adnan Mujanović:  gesellschaftliches Engagement ist Teil seiner Persönlichkeit


Der Prometheus-Fonds wurde im August 2017 von einer Gruppe junger Menschen am Anfang ihrer Karriere in der Bürgerstiftung Tuzla gegründet. Sie glauben daran, dass jede*r von uns etwas zur Entwicklung von Bosnien und Herzegowina beitragen kann und muss.
Die Jugendlichen in Bosnien und Herzegowina sehen sich während des Studiums großen Herausforderungen gegenüber. Die Kosten für Bücher, Unterkunft und Verpflegung können hoch sein, und die Mittel, die sie von den Eltern haben, reichen nicht aus. Auch kann man nur mit vorübergehenden, saisonalen Arbeiten etwas dazuverdienen. Deswegen vergibt der Prometheus-Fonds jedes Jahr Stipendien an Student*innen, die sowohl durch ihre akademischen Erfolge als auch durch ihr gesellschaftliches Engagement hervorstechen

Einer dieser Stipendiaten im Jahr 2019/2020 ist Adnan Mujanović aus Tuzla, der Medizin studiert. Er ist nicht nur ein hervorragender Student,  er engagiert sich auch gesellschaftlich.
Wir wollten wissen, was Adnan zu seinem gesellschaftlichen Engagement gebracht hat und wie er die Zukunft in Bosnien sieht.
Zu Beginn fragten wir Adnan, was sein gesellschaftliches Engagement für ihn bedeutet:
„Die Definition des gesellschaftlichen Engagements hat sich für mich über die Zeit verändert. Am Anfang war es eine neue Art, die Freizeit zu verbringen und verschiedene Ideen kennen zu lernen.  Dann ist es zu etwas geworden, das mir selbst hilft, mich zu erproben und zu entwickeln. Ich lerne neue Wege, Probleme zu analysieren und anzugehen, ich lerne viele Menschen und ihre Lebensgeschichten kennen. Heute sehe ich das gesellschaftliche Engagement als Teil meiner Persönlichkeit.  Ich meine, dass ein gutes gesellschaftliches Engagement für die Bildung einer gesunden Persönlichkeit notwendig ist. Ich will wirklich an mir selbst arbeiten und ich investiere in meine Gesundheit. Gesellschaftliches Bewusstsein und die Aktivierung von Einzelnen ist dafür wichtig. So wird auch die mentale Gesundheit bewahrt.”
Es hat uns interessiert, ob Adnan meint, dass es sich lohnt, sich für diese Gesellschaft zu engagieren:
„Krankheit, Krieg, Korruption und Armut nehmen die Schlagzeilen der Medien ein.  Aber keine dieser Nachrichten gibt ein vollständiges Bild der Gesellschaft. Wenn ich begreife, dass die Gesellschaft auch von Jugendlichen gestaltet wird, die ihre Zeit damit verbringen, denen zu helfen, die darauf angewiesen sind, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die durch ihre täglichen kleinen Taten etwas Wichtiges tun, dann ist die Antwort klar. Wir müssen nur daran denken.”
Wir haben Adnan gefragt, wie wichtig für ihn die Unterstützung durch das Stipendium ist:
„Das Stipendium, egal in welcher Form, ist eine Anerkennung der Arbeit und des Engagements der Personen. Es ist gleichzeitig eine Folge erfolgreichen Arbeitens. Die Anerkennung junger Menschen und ihrer Arbeit ist wichtig für weiteres Wachstum und auch für die Absicherung besserer Bedingungen. Ich bin den Gründer*innen  des Prometheus-Fonds und der Bürgerstiftung Tuzla sehr dankbar für dieses Stipendium. Es ist eine andere Art der Motivation , wenn man weiß, dass das Engagement gewürdigt wird, es bekommt dadurch einen anderen Wert.”
Zum Antifaschismus, der einer der Bedingungen für den Erhalt des Stipendiums ist, sagt Adnan:
„Antifaschismus ist nichts anderes als ein Wertesystem, welches durch qualitätvolle Bildung und Erziehung entsteht. Antifaschismus ist ein Wert, den Personen aufrecht erhalten, die einen offenen Geist, eine verantwortungsvolle Reife und die Fähigkeit zur objektiven Rationalisierung haben.”

Was die Zukunft angeht, so will Adnan als Doktor in einer anerkennenden Umgebung arbeiten, die begreift, dass die Sicherung und Verbesserung der Gesundheit wichtig ist.

Den Jugendlichen, die über eine Migration aus Bosnien nachdenken, schickt er die Botschaft:
„Jede*r muss seine Chance ergreifen, aber man muss erst verschiedene Erfahrungen machen, bevor man sich entscheidet.”

Bild: © Bürgerstiftung Tuzla