Romafrauen arbeiten für ihre Familien

Romafrauen leben in Bosnien und Herzegowina unter schwierigen Bedingungen. Sie werden diskriminiert, weil sie Roma sind und weil sie Frauen sind. Ihr Empowerment ist ein langwieriger und komplexer Prozess. Um diese Frauen zu stärken und um mehr Frauen eine bezahlte Arbeit zu verschaffen, hat die Bürgerstiftung in Kiseljak einen Existenzgründungskurs für Frauen durchgeführt und ihnen Unterstützung bei der Gründung ihrer eigenen Firma gegeben. Kiseljak ist der Ort mit dem höchsten Anteil von Roma in Bosnien und Herzegowina. Seit 2016 ist die Bürgerstiftung dort aktiv.

Das Selbstbewusstsein der Frauen hat sich verbessert, als sie gesehen haben, dass sie selbstständig sind, dass sie fähig und nicht von anderen abhängig sind.

Zwei Frauen, die von der Bürgerstiftung unterstützt wurden, sind Safija Mustafić und Silvana Mršić.

Liebe und Armut

Safija Mustafić lebt seit den 1980er Jahren in Kiseljak. Sie ist 51 Jahre alt, hat drei Kinder und das zehnte Enkelkind ist unterwegs. Lachend erzählt sie, dass sie sich mit 16 in ihren Mann verliebt hat und sie sofort heirateten. Noch immer lieben sie sich. Ihr Ehemann Sakib ist mit allem einverstanden, was seine Frau sagt, gibt aber auch zu, dass man mit ihr nicht scherzen sollte, alle Entscheidungen muss er mit ihr absprechen. Safija ist eine der Teilnehmer*innen des Kurses und sie hat sich zur Kükenzucht entschieden.

„Es scheint, dass wir uns noch mehr mögen als früher. Die Kinder gehen ihre eigenen Wege, wir werden älter und sind aufeinander angewiesen. Wir erinnern uns an bessere Zeiten, als man einfacher lebte und alle arbeiteten. Aber das Leben geht weiter und wir versuchen, uns zurechtzufinden. Die Küken verkaufe ich, ich habe sichere Käufer. Einen Teil des Geldes lege ich zur Seite, so dass ich im nächsten Zyklus genug Nahrung habe und so finde ich mich zurecht. Oft verleihe ich auch Geld, denn die anderen haben keines, aber sie zahlen immer zurück.“

Safija züchtet jetzt schon im zweiten Jahr erfolgreich ihre Küken.

Die Mütter wünschen sich ein besseres Leben für ihre Kinder.

Die Roma sind die größte Minderheit in Bosnien und Herzegowina. Sie bewahren stolz ihre Tradition und Kultur. Die Frauen sind in dieser noch ziemlich patriarchal geprägten Gemeinschaft der Halt in der Familie.

Silvana Mršić ist eine der Frauen, die durch das Programm Unterstützung zur Aufzucht von Schafen erhalten hat. Sie sagt, sie will mit ihrem Mann dafür kämpfen, dass ihre Kinder ein bessere Zukunft haben. „Seit ich Schafe habe, bin ich in Bewegung, ich habe eine Beschäftigung. So habe ich mehr Kraft und Energie, denn dies ist eine Möglichkeit, für meine vier Kinder zu kämpfen. Mein Mann arbeitet, aber er hilft mir von Zeit zu Zeit. Wir hatten früher schon Schafe und Ziegen, das verbessert das Haushaltsbudget. Wir sind beide überzeugt, dass die Kinder die Schule besuchen müssen. Wenn es geht, werden wir sie zur weiterführenden Schule schicken. Als Mutter wünsche ich mir, dass meine Kinder besser leben als ich, dass sie bessere Bedingungen für die Zukunft haben.“

Im Jahr 2020 wurden 15000 € zur Unterstützung von selbstorganisierten Einkommensmöglichkeiten an Frauen vergeben.

Für das Jahr 2021 suchen wir Spender*innen, um mit dem Programm fortzufahren.

Bild: © Bürgerstiftung Tuzla